Wwoofing in Alberta

World-Wide Opportunities on Organic Farms (auch bekannt unter Willing Workers on Organic Farms; kurz: WWOOF) ist eine Organisation, die freiwillige Helfer für ökologische Bauernhöfe vermittelt.

Die Organisation wurde 1971 in England von Sue Coppard unter dem Namen Working Weekends on Organic Farms gegründet, dann in Willing Workers on Organic Farms und schließlich 2000 in World-Wide Opportunities on Organic Farms umbenannt.

Freiwillige, die durch WWOOF vermittelt werden, erhalten keine finanzielle Entschädigung für ihre Arbeit, sondern lediglich Unterkunft und Verpflegung von den jeweiligen Arbeitgebern.

Insgesamt nehmen mehr als 8.000 ökologische Bauernhöfe in 88 Ländern am Programm teil.

.... sagt Wikipedia dazu. Nur, damit ihr ungefähr wisst um was es geht und was das alles soll.

Am Dienstag Abend hab ich mich also gegen 6PM in den Greyhound Bus gesetzt und bin Richtung Alberta gefahren. Das ist gleich die nächste Provinz neben British Columbia. Nicht so weit sollte man meinen, aber ich bin in Kanada. Hier herrschen andere Dimensionen ;)

Ging los von VanCity nach Chilliwack über Kamloops, Revelstoke, Golden, Banff und Canmore nach Calgary. Dort hatte ich nen Aufenthalt von 3 Stunden. Ging aber schnell vorüber. Hätte gerne mehr von den Rocky's gesehen, aber da es Nacht war, war das schlecht möglich. Echt schade!



Die Fahrt an sich war erträglich - würde ich mal sagen, ist zwar nicht gerade bequem, aber passt schon. Die ersten 5 Stunden hatte ich jemanden neben mir sitzen, dann aber hatte ich immer 2 Sitze zur Verfügung, sodass ich mich etwas mehr ausbreiten konnte und versuchen im Liegen zu schlafen.
Der einzige was mich eigentlich gestört hat, war, dass in dem Bus offensichtlich viele Lungenkrebs-Patienten gesessen haben. Sorry, ich will jetzt keine Witze machen über Patienten oder so, aber... he.. echt.. ekelhaft.
Einer saß direkt hinter mir und der hat immer schön nach vorne gehustet. Also nicht nur son 'Ich-bin-erkältet-Husten' sondern son richtig 'grüner' Husten.. mit Schleim und wahrscheinlich auch Brechreiz... wuuuuaah! Widerlich!
Es gab jedenfalls mehrere von diesen Leuten in meinem Bus. Hat einer angefangen, haben die anderen mit eingesetzt. Die könnten ne CD aufnehmen, so synchron.
Mir war es ja auch gar nicht wegen dem Geräusch [es war echt ekelig anzuhören, aber für was hat man nen MP3-Player?], dennoch will ich gar nicht wissen war für Krankheiten ich mir auf der Fahrt eingefangen hab. Bäääh! [Nicht dran denken, nicht dran denken, Sarah!]

Hab im Bus bzw. draussen beim Rauchen Tico kennengelernt. Eigentlich heißt er Alberto, aber man nennt ihn kaum so. Der ist wohnt in Coquitlam [Vancouver Stadtteil] und ist nach Calgary gefahren um dort nen Job zu suchen und ne Weile Geld zu verdienen.
Jedenfalls hat er mit mir dann noch an der Greyhoundstation in Calgary gewartet, mir nen Hot Dog spendiert und Gesellschaft geleistet. Kurz bevor mein Bus fuhr [eigentlich] hat er sich dann ein Taxi gerufen und sich verabschiedet. Ebenso meinte er, dass ich mich bei ihm melden kann, falls ich irgendwann mal was brauche So nette Menschen in Kanada!

Mein boarding für den Bus nach Edmonton, AB war gegen 10 AM. Alle haben sich brav angestellt, sind durch die Gepäckkontrolle und haben das Ticket bereit gehalten.
Ich war schon an der Reihe als der gute Busfahrer meinte, er würde mich in den schnelleren Bus stecken, weil seiner voll sei. Der würde gleich im 'Anschluss' fahren.
Gut, dacht ich mir.. dann hab ich ja vielleicht noch ein bisschen mehr Zeit in Edmonton.
Gewartet.... gewartet... und gewartet. Es ging einfach gar nix. Die Secu-Woman schon ganz peinlich berührt - uns aber immer wieder vertröstet. 'Der Bus ist schon da, nur der Fahrer fehlt noch. Kann sich aber nur noch um Minuten handeln.'
Damit kam sie insgesamt dreimal an. HAHAHA Scherzkeks. Aber okay, war ja nicht ihre Schuld.

EINE Stunde später ging dann endlich mal was voran. Der etwas dickliche Busfahrer hat sich endlich mal blicken lassen und wir konnten die Tickets abgeben und einsteigen.
Ich dachte erst 'Okay, Sarah, überleg dir schon mal, wie du denen in Edmonton erklärst, dass du deinen Bus verpasst hast, weil du gezwungenermaßen ne Stunde länger in Calgary gesessen bist...'
Die Fahrt von Calgary nach Edmonton dauert eigentlich 4 Stunden. Dachte unterwegs dann 'well, drauf geschissen - schlaf einfach!'... gesagt getan. Is zwar echt beschissen in nem Bus zu schlafen, aber wenn's sein muss, dann geht alles.
Irgendwann dann mal aufgewacht und festgestellt, dass wir tatsächlich kurz vor Edmonton City waren [laut Schildern], auf die Uhr geschaut: es war erst viertel vor 6PM.
Wir waren tatsächlich 'on time'. Ich konnt mein Glück gar nicht fassen und war erstmal beruhigt, dass ich mir umsonst ne Ausrede hab einfallen lassen.
In Edmonton dann ausgestiegen, an der Info nach meinem Gate gefragt für die nächste Fahrt und dann die Koffer [von denen ich mittlerweile ZWEI besitze und rumschleppen darf!] in eine Ecke am Eingang gepackt und erstmal ein Kippchen geraucht.

Hatte 15 Minuten bis zum nächsten boarding. Schön in die Reihe gestellt, weil ich dachte es gibt wieder eine Gepäckkontrolle... aber nein, ich steh umsonst an, man konnte gleich zum Fahrer und sein Ticket zeigen. Haja, wieso auch nicht...!

Der Bus von Edmonton nach Millet war dann nur so ne Art Touri-Rundfahrt-Bus, in den max. 20 Leute reinpassen. Aber hat ja gepasst, so viele sind da nicht drin gesessen.

Die Fahrt hat dann nochmal ca. eine Stunde gedauert. Die Haltestelle in Millet befindet sich an der einzigen Tankstelle in dem Ort.
Monica, mein Host von der Farm, hat dort schon auf mich gewartet.
Hab mich erstmal wegen den zwei Koffern entschuldigt, aber sie hatte kein Problem damit.



Auf der Farm dann wurde erstmal gegessen. Es gab Hühnchen mit Gemüse, Kartoffeln und Salat. Sehr lecker. Vor allem wenn man sich seit 5 Monaten eigentlich nur so gut wie Junk-Food ernährt. Okay, es gab Ausnahmen, das will ich nicht leugnen, aber großteils war unser Essen nicht gesund. Deswegen schmeckts halt auch so gut HAHA!

Jap, also Farm...
Momentan sind noch 2 andere Wwoofer da:
Nina, aus Deutschland - Rosenheim um genau zu sein.. Sie geht aber am Montag. Weiter auf die nächste Farm. Sie ist insgesamt nur für zwei Monate in Canada. Einen Monat hier und den anderen auf der nächsten Farm.
Ausserdem noch Daniel. Aus Israel. Ich glaub der war schon fast überall auf der Welt. Zumindest bekommt man den Eindruck bei seinen Geschichten.
Aber alle total nett.

Gut, das Wwoofen funktioniert also so: Ich wohne und esse hier, muss/darf aber dafür arbeiten.
Am Donnerstag gings um 8AM los. Monica hat hier so ne Art Heilpflanze im Anbau. Diese wird dann verkauft und zu irgendwelchen Gesundheitspillen verarbeitet.
Neben dem Haus haben die Blaeser's also einen Schuppen in dem die Pflanzen [von der mir grad ums Verrecken der Name nimmer einfällt] gesäubert, neu eingepflanzt und gewässert werden.
Das ist immer meine erste Aufgabe für den Tag [soweit ich das verstanden hab]. Das geht von 8 bis ca. 10 AM.
Danach ging's dann weiter mit dem Truck zum Erdbeerfeld. Is ein paar Meilen vom Haus entfernt. Aber wir müssen das ja nicht zu Fuß gehen.

Dann also für weitere 2 Stunden Erdbeeren gepflückt. War sehr anstrengend für den Rücken und ausserdem war es so schweinewarm, weil die Sonne gebrannt hat wie blöd.
Gegen 12 PM ging's dann wieder zum Haus. Lunch Time. Gab Reste vom Vorabend.
1 PM wieder in den Truck und auf ein anderes Feld um die Pflanzen, die wir morgens bearbeiten, in den Acker einzusetzen.
Dafür gabs so ne witzige Maschine, die man eventuell schon mal im TV gesehen hat [also ich zumindest].
Man setzt sich hinten auf son Sitz.. im besten Fall arbeitet man natürlich zu zweit... und dann fährt der Traktor los und während es fährt, 'schneidet' es Löcher in den Boden, in die dann die Pflanzen eingesetzt werden.
Man muss ganz schön fix arbeiten, weil es doch recht schnell voran geht.
War ganz witzig. Bin zwar schon seit Ewigkeiten nicht mehr so dreckig nach Hause gekommen, aber man will ja nicht meckern. [Da fällt mir ein, dass ich unbedingt noch meine Fingernägel kurz schneiden muss, weil DEN Dreck bekomm ich da niemals wieder weg].

Joa, dann gegen 3 PM ist mal also fertig mit arbeiten und kann im Prinzip machen was man will. Sofern man nicht mit kochen dran ist. Das muss man dann nämlich auch noch ab und zu übernehmen.

Gestern - Donnerstag - haben wir im Garten an der Feuerstelle noch ein kleines Grillfeuer gemacht und Hotdogs und Marshmallwos gegrillt. Die Marshmallows waren allerdings nicht mehr die frischesten und hatten ein bissle an Geschmack verloren. Zumindest rede ich mir das ein, weil die echt nach nix geschmeckt haben und ich mir aber nicht vorstellen kann, dass die Amis das immer so toll & lecker finden, wenn die hier im 'Sugarland' nicht mal süß schmecken.

Heute - Freitag - hatten wir alle unseren freien Tag. Monica hat uns nach Edmonton gefahren [weil - Busverbindungen sind hier mehr als schlecht, einfach gesagt, es gibt keine] und uns abgesetzt.
Daniel ist dann Richtung downtown, weil er noch was erledigen musste und Nina und ich sind in die West Edmonton Mall [die grööööößte Mall der Welt - glaub ich - zumindest flächenmäßig].
Die ist echt VERDAMMT riesig und es gibt Sachen da drin... Wahnsinn. Ich sag nur Achterbahnen, Schwimmbad, Eislaufbahn, ein Nachbau der Santa Monica und natürlich unzählige Shops.
Krasse Sache echt! Aber alles super toll gemacht. Vor allem für Kinder [und Menschen wie mich ] ein Traum!



Siehe Bilder!

Jap, zu Millet itself... Hm, ja, was soll ich sagen.. knapp 2.000 Einwohner, ne Tankstelle, Zahnarzt, Supermarkt, Post-Office, einen Pub... aber arg viel mehr gibt's hier wohl nicht.
So ne typische kleine 'Stadt' einfach... so, wie man sie aus den Filmen kennt. HAHA!
Problem ist halt, bis ich von der Farm zur 'Stadt' komm, bin ich schonmal ca. 5 Minuten mitm Auto unterwegs. Es gibt hier wohl auch Fahrräder, ich denke, wenn ich das benutzen würde, dann wäre ich locker an die 20 Minuten unterwegs.
Also total in der Einöde eigentlich. Ist aber trotzdem ganz toll bisher. Ein bisschen Ruhe und vor allem halt Platz. Den hatte man in Vancouver dann halt doch nicht wirklich. Keinen Garten, kein mehrstöckiges Haus und vor allem keine Bettdecke.
Ja, nach 5 Monaten hab ich endlich mal wieder eine Bettdecke und muss nicht im Schlafsack schlafen. Welch Luxus kann ich euch nur sagen!

Juuu, jetzt sitz ich hier unten im TV-Zimmer, mit unzähligen DVDs und nem riesen Screen. Schau mir die neusten Kinofilme an und kann entspannen. Echt toll. Werd die Zeit hier jetzt einfach genießen und dann sehen wir weiter.
Jedenfalls bin ich froh, dass ich diesen neuen Weg versucht hab, bisher hab ich es nicht bereut.

Das Paket meiner Eltern ist nach 6 Wochen übrigens immer noch nicht angekommen. Fatale Sache. So langsam bezweifel ich, dass das überhaupt nochmal ankommt. Entweder hat den Inhalt jemand gebrauchen können [Gnade dir Gott, wenn ich dich erwische ] oder das Schiff/Flugzeug/was.auch.immer ist abgesoffen/abgestürzt/was.auch.immer und der Inhalt des Paketes befindet sich jetzt auf dem Meeresgrund. Bei meinem Glück würd mich das ja echt nicht wundern. Hahaha! Agree?

By the way - es sind jetzt nur noch -8 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland, da Alberta in einer neuen Zeitzone liegt.

Ja, ansonsten fällt mir momentan auch nicht so wirklich was ein, ausser:

I'm good! Cheers!