Toronto, ich komme.

Freitag morgens um 6AM gings los zum Greyhound. Vorher noch bei der Bank angehalten, um cash zu holen. Rick hatte mir ne Stange Zigaretten mitgebracht. 61 Dollar. Kein schlechter Preis.
Er 'kennt da jemanden' hat er gemeint. Haha. Auch gut.
An der Station wollte er mir dann das Geld wieder geben und ich hab gesagt 'Ne, kannsch it machen!'
Ich mein okay, wenns jetzt 10 Dollar oder so gewesen wären, aber keine 61 [!!!!] Oder? Da stimmt man mir doch zu?! Dafür hat er mir dann nen Pack Kaugummis geschenkt. :) Ich sag ja, total lieb!

Jetzt sitz ich hier im Bus, bin mittlerweile schon in Ontario. Dauert aber nochmal nen Tag, bis ich in Toronto bin.
Die Busfahrt ist die Hölle. Ja okay, bissle übertrieben, aber angenehm ist es nicht.
Weiß schon gar nimmer wie sitzen, alle Positionen schmerzen nach ein paar Minuten. Hinlegen geht au nimmer wirklich, weil mir die Beine einschlafen. Wär gern nochmal 5 oder so, dann würd ich perfekt in die zwei Sitze reinpassen. Aber ne, sei halt 26, trotzdem klein, aber pass nicht in die zwei Sitze. Wäääh!

Hab im Prinzip die ganze[n] Fahrt[en] über geschlafen. In Saskatchewan gabs nicht viel zu sehen und Montinoba hab ich dann auch so gut wie verschlafen. Bis auf Winnipeg. Da hatten wir nen Buswechsel und ich bin kurz vor Winnipeg 'erwachet'. Ich kann schon verstehen, warum die ganzen 'Auswanderer' dahin ziehen.
Die Stadt ist zwar echt groß, aber sie hat mehr den 'Kleinstadt-Flair'. Zumindest das was ich vom Bus aus sehen konnte machte den Eindruck. Sehr nett.

Jop, wie gesagt, fahr grad durch Ontario und es ist traumhaft. Die Sonne scheint und vermittelt mir ein herrlich warmes Gefühl ins Gesicht, was super angenehm ist, weil ich im kack Bus sitze, der die Lüftung am Fenster hat und sobald man sich ans Fenster lehnt, friert man ein -.-
Jedenfalls ist es wunderschön hier. Vielleicht habt ihr schon mal vom 'Indian Summer' gehört. Der ist hier gerade.
Viele Bäume, alle möglichen Farben, Seen ohne Ende und endlich wieder hügelige Landschaften - mit Felsen usw. Atemberaubend!
Ab und zu überlege ich 'Stoooooop!' zu rufen, damit der Bus anhält und ich Bilder machen kann, aber wäre doch zu peinlich. ;)

Das erste Mal etwas zu Essen hatte ich Samstag Mittag ca. 12 uhr bei A&W. Erstmal nen Burger reingezogen. Hätte ein ganzes Menü essen können, weil nach 18 Stunden hat man echt Hunger, aber ich wollt nicht ständig aufs Klo müssen.

Der Busfahrer hat tatsächlich einmal angehalten - an einer eigentlich untypischen Stelle - damit wir Bilder machen können.

.....

Mittlerweile ist Sonntag und ich fühle mich ekelhaft. Konnte zwar ab und zu Zähne putzen und das Gesicht waschen, aber ne Dusche wäre halt schon mal wieder super.
Aber nimmer lang, dann bin ich da.
Sitze im Bus von Ottawa nach Toronto.
In Ottawa konnte ich mich ins Internet einwählen, schnell nach Hause telefoniert. Zur gleichen Zeit hat sich ne ältere Dame neben mich gesetzt. Kurz mit ihr geredet. Smalltalk halt und dann versucht weiterzuskypen. Verbindung war leider nicht so toll. Egal.
Kurz bevor der Bus fuhr, hab ich mich dann in die Schlange eingereiht. Die ältere Dame von vorhin kam zu mir her und gab mir ein Geschenk: 'Damit du was von Kanada hast. Das hab ich selbst gemacht.'
Ich wusst gar nicht was ich sagen soll. Hab mich natürlich bedankt. :)

Hach ja, ich wäre jetzt so gern da, im Hostel, in der Dusche, im richtigen Bett... kennt ihr das, wenn ihr genau wisst, es handelt sich nur noch um ein paar Minuten, nur noch Momente.. DANN ist man besonders ungeduldig und es kann einem nicht schnell genug gehen. Woooaaah. Genau so gehts mir gerade.

.....

Bin dann endlich angekommen. Raus aus dem Bus, ins Taxi [weil zum Hostel latschen mit 2 Koffern, Reisetasche und Laptop war mir dann doch zu blöd] und los zum Hostel.
Taxifahrer kannte das Hostel nicht, ich die genaue Adresse aber auch nicht. Konnte ihm dann ungefähr die Richtung sagen und letztenendes bin ich dann auch angekommen.

Am Eingang dann erst mal Hilfe mit den Koffern bekommen, sah offenbar mal wieder hilflos aus hahaha!
Eingechecked. Angefangen Koffer in den zweiten Stock zu schleppen. Der nette Mensch von draussen hat mir nochmal geholfen. Ich hab ihn nicht drum gebeten. Er sagte nur, dass seine guten Taten für heute in dem Fall erledigt seien. Ich war definitiv seiner Meinung.

Im 6-Bett-Zimmer dann eine Zimmergenossin getroffen. Kurzer smalltalk. Dann aber - ENDLICH - duschen. Eine Wohltat.
Danach angezogen und bisschen raus gegangen. Versucht Orientierung zu bekommen. Bei Tim Hortons Chicken Club Sandwich gegessen.
Ist ja nicht so, dass ich die letzten 2 1/2 Tage nur bei Timmies essen war. LOL
Aber der Bus hat halt einfach immer nur neben TH angehalten. Ausser einmal, da gabs Fast Food bei A&W.

Anschließend wieder ins Hostel. Ich schätze es war halb 8. Ich war tierisch müde. Hab noch nen Movie aufm Laptop angeschaut und bin dann auch ziemlich schnell eingeschlafen.

Am nächsten Morgen dann um halb 7 aufgestanden und gerichtet. Zeug wieder zusammengepackt. Aus dem Hostel wieder ausgechecked, Koffer abgestellt, 10 Dollar verloren [fragt nicht!!!!] und Richtung Greyhound gegangen. Marianne abholen.
Die kam am Morgen mitm Bus von NYC zurück und wir hatten dann einen Tag in Toronto.
Bissle Sightseeing in TO Downtown gemacht. Im Regen. Gequatscht und wieder was verloren [fragt nicht²!!!!]

Sind dann beide jeweils Richtung Subway bzw. Bus gegangen und so trennten sich unsere Wege wieder.

7.40PM fuhr dann mein Bus nach Uxbridge. Eine Stunde Fahrt. Dann war ich da. An der Haltestelle hat Toni schon auf mich gewartet.
Sie, ihr Mann Rob und Sohn Derek wohnen in dem schönen großen Haus. Haben nochmal zwei Jungs, die aber nicht mehr zu Hause sind.
Ausserdem gibts zwei Hunde und drei Katzen [jaha! Ich Glückspilz - Schrecklich, ich weiß o.O].
Hab mein eigenes Zimmer, in dem ich in der ersten Nacht fast erstickt bin, weil die Katzen das Zimmer wohl offensichtlich des öfteren mal für sich benutzen. Sprich überall Haare usw.
Bin mitten in der Nacht dann aufgewacht, gehustet wie blöd - kaum Luft bekommen. So stell ich mir Asthma vor. Aber extremes! Die ganze Zeit am Niesen gewesen. Schrecklich, sag ich euch, schrecklich. Was tun? Ambulance rufen? Ähm, nö!
Einfach sterben? Ja, wäre wohl das kleinste Übel, wobei Ersticken wohl nicht gerade ein Traumtod meinerseits ist. Hab dann das Fenster aufgemacht und bin ewig davor gesessen. Wurde ETWAS besser.
Verzweiflung machte sich breit. 'Ey man, es ist schon 4 uhr morgens und so langsam wäre schlafen mal angebracht?!'
Hab dann beschlossen erstmal duschen zu gehen, in der Hoffnung, dass der Wasserdampf irgendwas bringen würde. HAHA.. nix, nada, niente! Immer noch gleich scheiße gewesen.
Komplett neue Schlafklamotten angezogen. Handtuch wie nen Turban um das Gesicht gewickelt, damit mir nix mehr in die Atemwege reinkommt. Cool, konnte dann halt auch keinen Sauerstoff mehr bekommen LOL Blöd!
Also wieder vors Fenster gesessen. 'Ey man, du kannst jetzt nicht die ganze Zeit vollends vorm Fenster sitzen. Noch dazu mit nassen Haaren. Du holst dir den Tod!'
'Drauf geschissen' dacht ich mir und bin noch ne Stunde am Fenster geblieben. Wurde nicht unbedingt besser und es war arschkalt, aber immerhin wurde es nicht schlimmer, was in dem Moment schon mal ein Fortschritt war.

Irgendwann dann mal - halb eingefroren - ins Bett gelegt, wieder mit Handtuch und so und hab dann tatsächlich ein Weilchen schlafen können.
Kurze Zeit später ging dann aber schon wieder der Wecker runter. Meine Fresse war ich fertig. Ich wollt einfach nur losheulen. In Selbstmitleid zergehen... Wieso muss mir immer sowas passieren usw. Naja, ihr wisst schon. ;)

Bin dann trotzdem aufgestanden, runter gegangen, Lunge hat wieder verrückt gespielt. Erstmal raus auf die Veranda und 'Luft' schnappen.
Paar Minuten später dann wieder rein und Toni erzählt, dass ich kaum Luft bekomme. Sie gab mir ne Pille.
'Die macht die aber eventuell dizzy.'
Das war mir sowas von egal. Ich wollte einfach nur wieder atmen können. Himmelherrgottnochmal! Joa, hat nicht wirklich viel gebracht, aber glücklicherweise musste Eva [eine andere deutsche Wwooferin] an dem Tag nach Uxbridge rein um was auf der Bank zu erledigen.
Meine Chance, dachte ich. Such nen Drugmarkt und schau ob es dort Reactine Tabletten gibt. [Die nehm ich immer wenn ich über die Blütezeit manchmal Heuschnupfen bekomme und die helfen super. Wusste daher auch, dass die bei sowas Asthmaähnlichem helfen.]
Der Drugstore hatte tatsächlich auch welche - HALELUAH!
Wieder zurück im Haus dann auch gleich eine geommen. Später war dann alles wunderbar. Hab nicht mehr wirklich was bemerkt.
Seitdem gehe ich den Katzen seeehr genau aus dem Weg. Hab mich sogar schon dabei erwischt, dass ich sie erst weglocke bevor ich an denen vorbei gehe.
Da ist nämlich so ne kleine, recht junge dabei, die springt einen gern an und DAS muss ja nu doch nicht haben.

Okay, genug aber von meinen Überlebensschwierigkeiten.

Die Farm an sich ist bisher ganz gut. Morgens gehts raus, Hühner füttern und dann je nach Wetterlage gehts mal auf ein Feld mit Blumen zum Unkraut jäten, zu den Bienenstöcken, in den Gemüse und Obstgarten oder irgendwas anderes.
Toni arbeitet an drei Tagen die Woche, was für mich bedeutet, dass ich nur bis 12 Mittags arbeiten muss. An den restlichen beiden Tagen is es dann meist so gegen 5PM. Hab ich mir sagen lassen. Zwei Tage in der Woche sind frei.


Das einzig 'blöde' bisher ist, dass es kein WLan gibt. Naja, ich mein ich werde das überleben, so ist das nicht, aber ist unpraktisch. Muss runter ins Arbeitszimmer [wo die Katze IMMER rumschlawänzelt] und dort an den PC. Ausserdem kann man diesen auch nur benutzen solange Hausherr Rob nicht daheim ist, weil wenn der abends heim kommt, dann nutzt er ihn.
Ach ja, aber man will sich ja nicht beklagen.
Trotzdem werd ich versuchen nicht all zu lange hierzubleiben. Die Katzen Sache ist für mich echt kein Zustand. Kann mich ja nicht ständig mit Pillen zuknallen.

Arbeiten, ja, wie gesagt, die Hühner am Vormittag. Dann ab und zu irgendwelches Gemüse & Obst im Garten ernten. Unkraut jäten auf dem Feld oder Honig machen. Ja genau, richtig gelesen. Honig.
Toni hat nämlich einige Bienenstöcke und macht den Honig selbst.
Sieht folgendermaßen aus:
Honigwaben aus den Bienenstöcken entfernen, im Honigzimmer dann die Waben aufstechen, weil sie mit Wachs verschlossen sind. Honigwaben in die Zentrifuge einspannen, Maschine anwerfen. Honig wird herausgeschleudert. Danach muss der Honig dreimal gesiebt werden und - TADAAA - fertig.
Dauert in Echtzeit natürlich ewig, aber im Großen und Ganzen kann man das so beschreiben.
Besonders witzig sieht man aus - finde ich zumindest - wenn man an den Bienenstöcken arbeitet. Dafür muss man nämlich nen Schutzanzug anziehen. Man fühlt sich wie ein Astronaut und sieht auch ganz ähnlich aus. Muss mal schauen ob ich ein Bild machen kann von dem Outfit :) Wenn man alles gut verpackt und verschlossen hat, dann muss man sich auch nicht ängstigen, dass man gestochen wird oder so.
Jup, jedenfalls mach ich jetzt mal meinen eigenen Honig. Okay, nicht wirklich mein Honig, aber ich produzier ihn immerhin.
Interessant das mal zu sehen, aber beruflich würde ich sowas nicht machen wollen. Viel zu viel Aufwand und Stress für ein relativ mickriges Ergebnis.

Joa, wie gesagt, weiß noch nicht wie lange ich hier bleiben werde. Nebenher such ich mir nen Job in Toronto [wobei ich damit noch nicht angefangen habe], weil das Farmleben is schön und gut, aber ich hätt gern wieder was vorläufig festes in der STADT! Ich vermisse das Stadtleben.
Einfach rausgehen und schnell ne Cola kaufen oder rausgehen und einfach nur durch belebte Straßen gehen. Das fehlt mir. Ausserdem fehlt mir auch das weggehen. Party machen. Laute Musik. Betrunken sein. Dumm angelabert werden... all das fehlt mir. Hahaha. Komisch??
Ju, jetzt mal schauen, vielleicht finde ich ja was in TO.
Drückt mir die Daumen, aber dieses Mal echt! LOL

Bilder uploaden is hier leider nicht.. zumindest solange, bis ich meinen Laptop wieder benutzen kann... sorry!